Yvonne Madrid marschiert in Günzburg durch die Musikgattungen
Yvonne Madrid marschiert in Günzburg durch die Musikgattungen
Im Günzburger Forum am Hofgarten bietet die Künstlerin Oper, Operette und das spanische Pendant davon. Warum der Auftritt ein mitreißendes musikalisches Cross-over war.
www.augsburger-allgemeine.de, 29.04.2022
Günzburg „Viele Kritiker würden sagen, es funktioniert nicht, aber Sie sehen: Es funktioniert schon!“ Das sagt Yvonne Madrid im Anschluss an ihren Auftritt im Günzburger Forum am Hofgarten. Damit meint sie das Nebeneinander dreier musikalischer Genres im Programm ihres Ensembles The Munich Operettas. Darin verbinden sich die Oper, die Operette und die Zarzuela, das spanische Pendant zur Operette. In allen drei Welten ist Yvonne Madrid sprachlich zu Hause. Denn sie ist deutsch-mexikanischer Abstammung und studierte Gesang an der Scuole di Opera in Livorno (Italien) sowie in Wien, Prag und Rom. Madrids Lieblingsopernkomponist ist Giacomo Puccini. Von diesem sind drei verschiedene Klangfarben zu hören. Mal verführerisch, mal melancholisch (jeweils mit Auszügen aus „La Bohème"), mal jauchzend mit „Chi bel sogno" aus „La Rondine". Die letzten beiden dieser Stücke zeichnen sich zusätzlich durch große Tonsprünge aus. Walzerselig ist ein Zarzuela-Stück von Pablo Sorozobal mit dem Titel „Noche Hermosa" („Hübsche Nacht"). Der Vortrag ist so glitzernd wie die Sterne einer solchen und wie die Pailletten, die Madrid in der ersten Hälfte des Abends auf ihrem Kleid trägt. Einen gelungenen Kontrast im Programmablauf setzt sie bei zwei Operettenliedern: Das Vilja-Lied von Franz Lehár endet im Forte, ganz still beginnt das folgende „Hab ich nur deine Liebe“ von Franz von Suppè. Ein ganzes Medley widmet sie der „Csárdásfürstin“ von Emmerich Kalman mit einem sehnsuchtsvoll schmachtenden Beginn. Bei feurigen Passagen bringt sie das Publikum zum Mitklatschen, beim zärtlichen Walzer wird geschunkelt und bei der Textzeile „1000 kleine Engel singen: Habt euch lieb“ sogar mitgesungen. Eine Frau aus dem Publikum sagt: „Es war eine gute musikalische Mischung. Und sie hat die Stücke auch darstellerisch gut rübergebracht.“ Aber der Abend in Günzburg lebt nicht nur von Madrids Gesang. Mehrfach bekommen ihre Begleiterinnen die Möglichkeit, bei Instrumentalstücken ihre Qualitäten zu zeigen. „Sie sind alle Solistinnen“, sagt die Sängerin über die Musikerinnen. Für einen würdevollen Einstieg in den Abend sorgen sie mit dem Intermezzo aus der Oper „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni. Dieses stellt einen Gottesdienst am Ostermorgen dar. Genauso gelungen waren tänzerisch beschwingte Stücke wie „Libertango“ von Astor Piazolla. Die Melodie hat zunächst das Cello, dann musizieren das Cello und das Klavier kanonartig versetzt, dazu gibt es feine Pizzicati von Violine und Bratsche.
Immer wieder ernten die Musikerinnen großen Beifall und Bravorufe. Der Abend endet mit minutenlangem rhythmischen Applaus. Dabei steht das Publikum. Als Zugabe gibt Yvonne Madrid eine eindrucksvoll flehende Lauretta aus „Gianni Schicchi“ von Puccini. Der Veranstalter des Abends war der Ortsverband Günzburg des Bundes der Selbstständigen (BDS). Es war die erste Kulturveranstaltung dieses Ortsverbands, wie die Ortsvorsitzende Ingrid Vogg im Anschluss erzählte. Die Protagonistin Madrid ist selbst ein Mitglied des BDS.
Foto & Text: MARTIN GAH